Der Gott der lieblosen Macht und die Flammen der Zeitenwende

Er ist es, der im Heldenlied „Zwist sät unter Verwandte“, der „zwischen Schwäger Schuldrunen warf“, der „über alles Unheil waltet“, der den Bruder zum Mord am Gatten der Schwester bestimmt, und den Mordspeer leiht (Helgisage Dag. vgl. Knudsen), und der als „Mann vom Berge“ oder Hnikarr den zur Vaterrachetat segelnden Sigurd anruft und mitfahren will. Dieser Odin ist in Wahrheit der Geist dieser Zeit, die an ihrer eigenen Zwiespältigkeit leidet – und schon in Zauberschlaf sinkend – mit letzter Kraft in der Walhall ihres Ruhmes ihre Helden sammelt zu einem letzten Kampf, der tragisch ausgeht.

Glaubenskrieg der Okkultisten

Sie werden feststellen, egal in welchem Runen-Buch Sie lesen oder welcher Runen-Tradition oder Strömung Sie sich annähern – alles ist durchdrungen vom Glauben an dieses oder jenes. So ist es auch in puncto Runenkunde nur allzu verständlich, wie sich die einzelnen „Runenkundigen“ in einem regelrechten Glaubenskrieg mit anderen befinden und auf ihre Erkenntnisse pochen und andere schlicht ablehnen oder niedermachen.

Das altnordische Schrifttum

Man kann das altnordische Schrifttum nur in seiner Gesamtheit betrachten, um seine Rolle als Volksüberlieferung aus heidnischem Geisteserbe und heidnisch-christlicher Wendezeit im Kampf der Kräfte damals und heute, zu verstehen.

Wem noch geht es überhaupt um Wahrheitsfindung?

Wieviele propagieren etwas – jahrelang – um nach einiger Zeit festzustellen, dass es das eben doch nicht war (oder zumindest doch nicht ganz so, wie man es zunächst glaubte). Für mich war es Zeit meines Lebens ganz klar, dass ich Dinge nicht weiterverfolge, geschweige denn verbreite, wenn sich durch tiefe Recherchen Zweifel ergeben haben. Manche mögen dies nicht verstehen können, vor Allem jene Menschen die immer gerne mit dem Finger auf andere zeigen, bevor sie selbst mal in den Spiegel schauen. Meist sind es auch jene, die selbst zur Wahrheitsfindung rein gar nichts beitragen, außer über die zum Teil sehr mühsame Arbeit eines anderen zu lästern, zu urteilen, etc..

Der Gott Odin – Der erschütternde Gott

Das politische Erlebnis des karolingi­schen Staates steht eindeutig in Zusammenhang mit jenem Odin und der Tatsache, daß er „in der letzten Periode des Heidentums der vor­nehmste Gott geworden ist“, besonders von den führenden Schichten verehrt (Jan de Vries), der aber auch in der „Hochgestalt“ seine uns befremdenden Züge, das uns „Widerwärtige“ seines „chthonischen Ursprunges“ nicht abstreift.

Erlebnis des Glaubens und Traumbild der Dichter

In der Tat ist das frühmittelalterliche Fürstentum so genealogisch mit Wodan-Odin verbunden worden, ebenso wie man ihm nachträglich alle heidnische Weisheit, z. B. in den eddischen „Sprüchen des Hohen“ zugeschrieben hat, auch wenn es sich um alte heidnische Bauernsprüche handelte.

Odins Gefolge

Den gebildeten Leser Snorris muß es erstaunen, daß die Germanistik ihm um Odins willen seltsam gläubig folgte, und daß Martin Nincks „Wodan“ nicht mit eindeutig klarer Quellenkritik als Schulbeispiel neuer Romantik durch die Wissenschaft gekennzeichnet worden ist.